Er ist alltäglich und selbstverständlich: der Griff zum Wasserhahn. Und schon fließt kaltes oder warmes Trinkwasser aus der Leitung. Es ist bekannt, dass das Trinkwasser unser wichtigstes Lebensmittel ist, regelmäßig umfangreich untersucht wird und eine einwandfreie Qualität hat. Und deshalb müssen wir uns keine weiteren Gedanken darüber machen. Müssen wir nicht?
Diese Information soll Ihnen zeigen, dass es durchaus sinnvoll und auch notwendig ist, über die Qualität des Trinkwassers in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus nachzudenken und einiges zu tun, damit die hohe Qualität des Trinkwassers bis zum Wasserhahn erhalten bleibt. Denn Trinkwasser ist ein Produkt, das sich auf dem Weg zum Verbraucher verändern kann, weil es natürliche Inhaltsstoffe enthält.
Dazu gehören zum Beispiel Bakterien. Deren ursprüngliche Konzentration im Wasser ist so gering, dass weder Wasserqualität noch Gesundheit der Verbraucher beeinträchtigt werden. Deshalb muss das Trinkwasser weder desinfiziert oder konserviert werden.
Unter bestimmten Bedingungen können sich die Bakterien in Ihrer Wasserleitung jedoch vermehren und dadurch die Trinkwasserqualität verschlechtern.
Stagnation bedeutet, dass Trinkwasser mehrere Stunden oder Tage in der Leitung steht, zum Beispiel weil die Bewohner ganztags außer Haus oder länger im Urlaub sind. Stagnationswasser ist vergleichbar mit einem Lebensmittel, dessen Qualität im Lauf der Zeit abnimmt. Je länger es in der Leitung steht, desto mehr Zeit haben die im Wasser enthaltenen Bakterien, sich zu vermehren oder können sich Metalle aus der Leitung anreichern. Damit verschlechtert sich die Qualität des Trinkwassers, manchmal schon nach wenigen Stunden. Das Umweltbundesamt empfiehlt, Trinkwasser, das länger als 4 Stunden in der Leitung gestanden hat, nicht zur Zubereitung von Speisen oder Getränken, insbesondere für Säuglinge, zu verwenden.
An nahezu jedem Wasserhahn befindet sich am Auslass ein kleines Sieb, das den Wasserstrahl fein verteilt und für einen gleichmäßigen Wasserstrom sorgt. Dieses nennt man Strahlregler oder Perlator. Oft helfen diese kleinen Siebe durch geringe Durchflussmengen auch beim Wassersparen.
Diese Strahlregler sind immer feucht und fördern dadurch das Wachstum von Bakterien und anderen Mikroorganismen. Diese siedeln sich im Strahlregler an und werden mit dem Wasserstrom zum Teil wieder herausgespült. Dies funktioniert jedoch umso schlechter, je stärker der Strahlregler verkalkt ist. Denn in den kleinsten Nischen der Kalkablagerungen finden Bakterien festen Halt und werden nicht leicht fortgespült.
Die DIN 1988 schreibt den Einbau eines Hauswasserfilters hinter dem Wasserzähler vor, wenn die Trinkwasserrohre aus Metall (zum Beispiel aus Kupfer) bestehen. Bei Kunststoffrohren wird der Einbau eines Filters empfohlen. Der Hauswasserfilter führt jedoch in vielen Fällen ein Schattendasein. Manchmal wissen die Hausbewohner gar nicht, dass er existiert! Und noch wichtiger: dass er der Wartung und Pflege bedarf!
Der Filter verhindert das Einspülen gelegentlich im Trinkwasser auftretender kleiner Feststoffpartikel wie zum Beispiel Rostteilchen oder Sandkörner in die Trinkwasserinstallation. Solche Partikel können Korrosionsschäden an Rohrleitungen hervorrufen oder die Funktion von Ar-maturen beeinträchtigen. Der Filter schützt also Ihre Trinkwasserleitungen und zum Beispiel Wasserhähne oder die Waschmaschine. Die zurückgehaltenen Partikel müssen regelmäßig durch Spülung des Filters oder Austausch des Filtereinsatzes entfernt werden, damit er voll funktionstüchtig bleibt. Gleichzeitig werden so Keime entfernt, die sich mit der Zeit im Filter vermehren und die Trinkwasserqualität verschlechtern können. Wie der Filter genau gereinigt werden muss, hängt von seiner Bauart ab und kann den Herstellerangaben entnommen werden.
In vielen Haushalten wird das Trinkwasser über das Heizungssystem erwärmt und zum späteren Gebrauch in der Küche oder zum Duschen in einen Warmwasserspeicher gepumpt. In diesem Wasserspeicher wird eine konstante Temperatur gehalten. Zum Duschen ist für die meisten Menschen eine Temperatur von 40-45°C angenehm, weshalb auch Speicher oft mit diesen Temperaturen betrieben werden. Das aber hat einen Nachteil: bei diesen Temperaturen vermehren sich auch im Wasser vorhandene Legionellen sehr gut. Das sind Bakterien, die mit den feinsten Wassertröpfchen beim Duschen eingeatmet werden können und so fiebrige Erkrankungen oder die sogenannte Legionellose auslösen können, eine schwere Form der Lungenentzündung. Je höher aber die Temperatur im Speicher ist, desto schlechter werden die Lebensbedingungen für die Legionellen: ab 50°C vermehren sie sich kaum noch, ab 60°C sterben sie langsam ab und ab 70°C werden sie schnell und sicher abgetötet (thermische Desinfektion). Der DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches) empfiehlt daher für Ein- und Zweifamilienhäuser eine Mindesttemperatur im Speicher von 50°C, für alle größeren Anlagen mindestens 60°C.
Es gibt weiterhin eine Reihe baulicher Aspekte, die sich auf die Qualität des Wassers innerhalb der Trinkwasserinstallation auswirken können. Dazu gehören:
Die Beachtung dieser baulichen Aspekte liegt in der Verantwortung der Hauseigentümer. Wenn Sie Mieter sind, sprechen Sie Ihre Vermieter an, wenn die baulichen Gegebenheiten Ihrer Meinung nach verbessert werden könnten.
Kaltes Wasser muss kalt sein!
Warmes Wasser muss warm sein!
Wasser muss fließen!
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