Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) führt zu einem fortschreitenden Verlust der Sehkraft im Bereich des schärfsten Sehens, der Makula. Allein in Deutschland sind davon etwa 4 Millionen Menschen betroffen. Sie tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf. Das Risiko zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. So ist etwa jeder Fünfte über 65 und jeder Dritte über 80 Jahre davon betroffen. Die AMD tritt in den beiden Verlaufsformen trockene AMD und feuchte AMD auf. Etwa 85% der Betroffenen leiden unter der trockenen Variante.
Mit zunehmendem Alter kann der komplexe Stoffwechsel des Sehprozesses in vielfältiger Weise beeinflusst werden. Die Makula wird einerseits nicht optimal mit Sauerstoff, Vitaminen und Nährstoffen versorgt, und andererseits werden dort entstehende Abfallprodukte nicht effektiv genug entsorgt. So entsteht beim Abbau verbrauchter Sehzellen unverwertbares Lipofuscin, das je nach Menge, die Funktion der einzelnen Pigmentzelle behindert und ihr frühes Absterben fördert. Weiterhin kann es zu größeren Ablagerungen (Drusen) unter der Netzhaut kommen, so dass Sehzellen schrittweise absterben und die Sehfunktion zunehmend beeinträchtigt wird. Dieser schleichende Prozess bleibt vielfach unbemerkt und birgt die Gefahr, dass die trockene AMD in die feuchte Variante übergehen kann. Hier kommt es dann neben der Zerstörung von Sinneszellen als Reaktion auf die Drusen zusätzlich zu Schwellungen und Ödembildungen im Bereich der Makula. Als Folge kann die Sehleistung rasch massiv abnehmen und Altersblindheit droht.
Da die Zerstörung der Sehzellen in der Makula schleichend und in der Regel ohne Schmerzen beginnt, die Sehleistung ganz allmählich nachlässt und es derzeit keine Heilung für die AMD gibt, kommt der Prävention und Früherkennung eine besondere Bedeutung zu.
Risikofaktoren, die zur Entstehung von Makuladegeneration beitragen, werden von der Wissenschaft bisher nicht eindeutig benannt. Neben den Folgen des physiologischen Alterungsprozesses, genetischen Faktoren, Rauchen, direkter Sonneneinstrahlung (insbesondere starke Lichtexposition im kurzwelligen Bereich) sind weitere Umweltfaktoren (Pestizide, das Schwermetall Cadmium) in der Diskussion.
Auch Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas (Fettleibigkeit) scheinen das Risiko für eine Makuladegeneration zu erhöhen. Sie begünstigen die Verhärtung von Gefäßwänden, sodass Sauerstoff und Vitamine nicht mehr in ausreichendem Maße an die Makula, den Ort des größten Energieverbrauchs gelangen können.
Daneben sind eine Reihe weiterer Ernährungsfaktoren bei der Entstehung und Behandlung der AMD in der Diskussion, die im Folgenden näher betrachtet werden sollen.
Verschiedene Studien konnten zeigen, dass Ernährungsfaktoren grundsätzlich die Gesundheit der Augen und auch den Verlauf einer Makuladegeneration über die Versorgung mit verschiedenen Mikronährstoffen beeinflussen können. So sind Mikronährstoffe wie Antioxidantien, Spurenelemente oder Omega-3-Fettsäuren, in den letzten Jahren stärker in den Blickpunkt wissenschaftlicher Untersuchungen gerückt.
Das Auge benötigt Mikronährstoffe für den Sehvorgang und zu seinem natürlichen Schutz. Die Netzhaut (Retina) wird über viele kleine Blutgefäße mit Sauerstoff, aber auch mit Vitaminen, Spurenelementen und anderen Mikronährstoffen wie zum Beispiel Karotinoiden versorgt.
Die Netzhaut besteht zu 60 % aus ungesättigten Fettsäuren, vor allem Omega-3-Fettsäuren wie Docosahexaensäure (DHA). In den Sehzellen der Netzhaut findet sich überhaupt die höchste Konzentration von DHA im menschlichen Körper. Bezogen auf die AMD konnte unter fischölreicher Ernährung nachgewiesen werden, dass neben der antientzündlichen und antioxidativen Wirkung von DHA auch eine geringere Bildung und Einlagerung des schädlichen Abbauprodukts Lipofuscin entsteht. Omega-3-Fettsäuren haben damit einen positiven Einfluss auf Entstehung und Verlauf der AMD.
Neben den oben genannten Mikronährstoffen tragen noch weitere Nahrungsbestandteile wie Vitamin B1 (Thiamin) und Vitamin B2 (Riboflavin) zur Unterstützung des Augenstoffwechsels bei.
Einseitige Ernährungsgewohnheiten können als Risikofaktor für den Verlust oder die Verminderung der Sehfähigkeit nicht ausgeschlossen werden. Eine gesunde ausgewogene mineralstoff- und vitaminreiche Ernährungsweise hingegen kann der Entstehung einer Makuladegeneration vorbeugen und eine bestehende positiv beeinflussen. Dies bedeutet praktisch:
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt seit langem täglich 5 Portionen Obst (250g) und Gemüse (400g) zu essen, um den Körper mit allen wichtigen Mikronährstoffen ausreichend zu versorgen: beispielsweise
Da Karotinoide nicht wasserlöslich sind, wird das Verwenden von Fett/Öl beim Garen empfohlen. Die Aufnahmefähigkeit von Karotinoiden im Körper ist bei schonend gegartem Gemüse am höchsten, bei langem Kochen und sehr starker Hitze können Karotinoide zerstört werden.
Im Rahmen einer großen Studie (ARED-Studie) konnte gezeigt werden, dass eine regelmäßige ergänzende Zufuhr von Mikronährstoffen das Voranschreiten einer bereits bestehenden Makuladegeneration in bestimmten Fällen vermindern kann (hier: Nahrungsergänzung in Form von Vitamin C, Vitamin E, Beta-Karotin, Zink und Kupfer in hoher Dosierung).
Wissenschaftler aus Jena konnten zeigen, dass für eine ausreichende Zufuhr von Karotinoiden in bestimmten Fällen auch Nahrungsergänzungsmittel in Frage kommen. So wurde in einer aktuellen Studie, die sich auf die gezielte Zufuhr von Bestandteilen des Makulapigments (Lutein/Zeaxanthin) sowie Omega-3-Fettsäuren konzentrierte, bei den Patienten der Augenklinik bereits nach einem Monat ein deutlicher Anstieg der Lutein-Konzentration im Blutplasma festgestellt. Täglich wurden unter anderem 10 Milligramm des Karotionoids Lutein gereicht, dies entspricht etwa der Menge von 150 mg Grünkohl). Die für die Netzhaut wichtige Zufuhr von Karotinoiden konnte damit sichergestellt werden. Die Nahrungsergänzung mit Lutein/Zeaxanthin und Omega-3-Fettsäuren auf den Krankheitsverlauf der AMD ist also positiv zu bewerten.
Grundsätzlich sollte der Bedarf an Lutein/Zeaxanthin über die Nahrungsmittelzufuhr gedeckt werden. Dabei kann eine individuelle qualifizierte Ernährungsberatung hilfreich sein.
Sollen nach ärztlicher Absprache zusätzlich Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden, so hat sich nach den bisherigen Forschungsergebnissen eine tägliche Dosis von je 6 mg Lutein und Zeaxanthin als sinnvoll gezeigt. Personen mit bereits vorhandener AMD und niedrigem Karotionoid-Gehalt in der Retina können gegebenenfalls und unter Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen die regelmäßige Einnahme erhöhen. Die Einnahme weiterer Karotinoide (wie Beta-Karotin oder Lycopin) sollte wegen möglicher Wechselwirkungen nicht gleichzeitig erfolgen.
Die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren in Form von angereicherten Lebensmitteln (zum Beispiel über Brot) oder Fischölkapseln sollte ebenfalls nur gezielt nach individueller Beratung (insbesondere im Hinblick auf die Dosierung) erfolgen. Gesunde Menschen benötigen normalerweise bei einer vollwertigen und ausgewogenen Ernährungsweise keine zusätzliche Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.
Stand der Informationen: 03/2017